Dienstag, 6. März 2018

Das Dickicht: vorstellen, begreifen, reflektieren und darstellen.

n3po

Man fasse das Fortschreiten im Bestimmen als Stufengang auf. Auf jeder Stufe hinterlässt das lebendige Vor- stellen als ein Caput mortuum, als 'Gedächtnisspur', einen Begriff. Aber nicht auf den Begriff wird aufgebaut, er 'ruht' ja und bewegt sich nicht. Fortgeschritten wird immer nur im lebendigen Vorstellen. Die Begriffe werden jeweils abgelegt - und wie dann daraus im Verkehr des vernünftigen Wesen untereinander ein reelles System als Bild der Welt entsteht, geht die Transzendentalphilosphie nicht mehr an.

Nicht die Begriffe sind das Wahre der Vorstellung, sondern das Vorstellen ist das Wahre des Begreifens.

Die Darstellung muss, das wiederholt Fichte immer wieder, diskursiv verfahren - also in paradoxaler Form das lebendige Vorstellen durch Verknüpfung ruhender Begriffe beschreiben. Sie kann das Paradox nicht vermeiden, sondern immer wieder nur daran erinnern.

Fichte führt nun stets den Stufengang des Bestimmens als lebendiges Vorstellen vor. Aber sein Vorgehen ist ja ein doppeltes: Das reale Vorstellen ist stets von der idealen Anschauung begleitet - es wird reflektiert. Und beim Reflektieren stößt es - nein: er, Fichte - wieder auf die abgelegten Begriffe. Aber die macht er jetzt doch zum Prüfstein und Maßstab des Vorstellens, wenn er nämlich jedesmal darlegen will, dass und wie die neue Vor- stellung schon in der ihr vorangegangenen Vorstellung unbemerkt angelegt und vorausgesetzt war: Dann destilliert er nämlich aus der Definition des vorangegangenen Begriffs die Bestimmung der neuen Vorstellung.

Entsprechend konstruiert wirkt daher manch eine seiner Deduktionen; er entwickelt dann nicht eine Vorstellung aus der andern, sondern kombiniert Begriffe. Das jeweils im einzelnen Fall auseinanderzulegen ist mühselig, es schwirrt einem der Kopf. Es wäre schon ein Wunder, wenn Fichte sich nicht gelegentlich verheddert hätte; zu- mal er die Unterscheidung selber nie so scharf ausgesprochen hat.

27. 12. 16 






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